Demokratie schützen – Klima schützen: 
Redebeiträge vom 31.05. anlässlich des Klimastreiks zur Europawahl am 09.06. 📣💚

„Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

heute stehen wir hier nicht nur, um unsere Stimmen zu erheben, sondern um die Welt zu verändern. Wir kämpfen für den Klimaschutz und gegen den Rechtsruck in unserer Gesellschaft.

Die AfD hat im Bundestag gefordert, alle Klimaschutzmaßnahmen auszusetzen. Im EU-Parlament stemmen sie sich gegen jede Initiative für den Klimaschutz. Sie leugnen den menschlichen Einfluss auf das Klima und diffamieren den Klimaschutz als politischen Kampfbegriff. Rechts zu wählen bedeutet nicht nur, Hass und Hetze zu unterstützen, sondern auch die Zukunft unseres Planeten auf’s Spiel zu setzen!

Unsere Demokratie hat ihre Herausforderungen und die Klimapolitik könnte entschlossener sein – aber genau deshalb sind wir hier!

Wir müssen demokratische Parteien stärken, denn Klimaschutz kennt keine Grenzen. Das EU-Parlament ist ein zentrales Instrument, um globalen Klimaschutz zu gewährleisten. 

Die rechten Spalter, verblendet von Nationalismus und Egoismus, wollen das nicht sehen. Doch wir sagen entschlossen: STOPP! Dieses Jahr dürfen bereits 16-Jährige wählen. Ihr habt die Macht, Veränderung herbeizuführen. Sprecht mit euren Freundinnen, Freunden und Bekannten. Seid mutig, erhebt eure Stimmen und sorgt für Aufmerksamkeit! Unsere Kampagne „Bremen wählt Demokratie“ bietet auf unserer Website viele Materialien zum Download, die euch dabei helfen können, andere auf die Europawahl aufmerksam zu machen. Die Klimastreiks, die vor Jahren begannen, schienen zunächst nur ein Tropfen auf dem heißen Stein zu sein. Doch schaut euch jetzt um! Aus einer kleinen Bewegung von Schülerinnen und Schülern ist eine weltweite Kraft geworden. Diese Bewegung hat das Bewusstsein geschärft und klimapolitisch viel bewirkt.

Dafür gebührt euch allen, gestern wie heute und auch morgen, unser größter Respekt! Lasst uns gemeinsam gegen rechten Extremismus stehen und einen wahren Sturm der Veränderung entfachen! Bleiben wir aktiv, mischen wir uns ein, klären wir unser Umfeld auf und motivieren wir andere, selbst unangenehme Gespräche nicht zu scheuen.  Und vor allem: Lasst uns am 9. Juni unsere Stimme gegen Rechts und für unsere bedrohte Demokratie erheben! Lasst uns klare Kante gegen Rechtsextremismus zeigen und für eine tolerante Welt einstehen, in der wir alle gerne leben möchten! Jetzt ist die Zeit, aktiv zu werden und unsere Zukunft zu gestalten!

Gemeinsam können wir Großes erreichen! Lasst es uns gemeinsam möglich machen! 

Vielen Dank“ -LAUT GEGEN RECHTS

„Für viele hier ist es wahrscheinlich die erste Europawahl, für manche sogar die erste überhaupt. Bei der letzten Wahl 2019 hat sich nachweislich gezeigt wie viel Proteste erreichen können. Es gab große Fortschritte auf EU Ebene.

Im Zentrum der europäischen Klimastrategie steht der „Green Deal“. Er soll Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent machen. Soweit die Ambition.
Europa erwärmt sich schneller als jeder andere Kontinent. Doch gerade jetzt wo wir immer häufiger die Folgen der Klimakrise auch bei uns zu Hause zu spüren, fangen manche Parteien an über die Rücknahme von Klimaschutzmaßnahmen zu fantasieren. Die CDU will das „Verbrenneraus“ stoppen und macht sich mit ihrer Umfrage dazu lächerlich, die FDP blockiert auch mal gerne die ganze EU um „technologieoffen“ zu bleiben. Beispiele gibt es genügend. Deshalb muss jetzt alles getan werden um die Erfolge der letzten Jahre zu verteidigen und zu stärken und nicht zurückzunehmen.

Denn zum Glück müssen wir heute nicht mehr dafür kämpfen, dass sich Parteien Klimaschutz ins Parteiprogramm schreiben oder diskutieren ob der Mensch überhaupt einen Einfluss auf das Klima hat. Alle Parteien im Bundestag erkennen Klimaschutz als wichtige Aufgabe an. Alle bis auf eine. Es ist kein Zufall, dass die Rechtsextremen auch gegen Klimaschutz sind.

Ich bin sicherlich nicht alleine mit dem Gefühl, dass die selbsternannte Alternative immer genau das Gegenteil von allen andern machen will. Als würde das Parteiprogramm von einem trotzigen Kind zusammengewürfelt werden.
Aber das ist nicht der Fall. Die AFD und andere Rechtsextreme sind gefährlich, gut organisiert und sehr strategisch aufgestellt. Und auch sie mobilisieren für die Wahl. Und auch Nazis gehen wählen. Wir können uns also nicht zurücklehnen und ab und zu über einen Höcke oder Trump Witz lachen. Wir müssen Wachsam sein und unsere Demokratie schützen. Auch auf der europäischen Ebene. Wer das Klima schützen will muss für den Erhalt der Demokratie kämpfen, gleichzeitig ist Klimaschutz Demokratieschutz.

Dazu haben wir alle am 09. Juni die Chance. Es ist wieder an der Zeit zu bewerten, wem es wirklich ernst mit dem Erhalt der Lebensgrundlagen auf unserem Planeten ist und wer lieber eine alternative zur Physik anbieten möchte.

Wir fordern die Bekämpfung der Klimakrise zur Priorität zu machen.
Dazu braucht es einen schnelleren und verbindlichen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern bis 2035 und eine Verdopplung der Klimainvestitionen. Es sind Investitionen in eine sichere und lebenswerte Zukunft. Investitionen in die Demokratie und gegen Krisen. Zum Schluss noch ein Zitat von Alexander Gerst:
„Dem Universum ist es egal, ob wir überleben. Selbst unseren eigenen Planeten können wir nicht zerstören – schnell aber unsere Existenzgrundlage auf ihm.“

Europawahl ist am 9. Juni. Geht wählen. Wir haben nur einen Planeten. Danke!“
-Fridays For Future Bremen

„Hallo ich heiße Finja Janicki und besuche zurzeit die 6. Klasse des Gymnasiums an der Hamburger Straße und bin im Vorstand der Gesamtschüler*innen Vertretung aktiv. Als ich angefragt wurde, heute einen Redebeitrag zu halten, war ich sehr aufgeregt, habe aber gleich zugesagt. Den für Klimaschutz auf die Straße zu gehen, ist heute wichtiger als je zuvor. Und es gibt mir Hoffnung euch alle hier zu sehen, um mit euch ein Zeichen für mehr Klimaschutz zu setzen, um zu zeigen, dass es so nicht weitergehen kann. Dafür möchte ich mich bei euch allen sehr bedanken. 

Heute sind wir alle hier, um zu zeigen das wir bereit sind, für unsere Zukunft zu kämpfen. Wir sind hier um zu zeigen das wir Hoffnung haben, dass wir Veränderung wollen und dass wir bereit sind, diese Veränderung gemeinsam herbeizuführen. Im Gegensatz zu vielen Politiker*innen ist uns allen bewusst, dass wenn es so weitergeht, wir und die kommenden Generationen keine lebenswerte Zukunft mehr haben werden.

Diese Veränderung beginnt bei jedem von uns. Wir können alle mehr darauf achten wie wir nachhaltiger und umweltbewusster leben können. Wir können darauf achten, woher die Dinge kommen die wir täglich kaufen und im Internet bestellen. Wir können uns alle mehr mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen. Wir brauchen nicht immer die neuste Kleidung oder das neuste Handy. Bestimmt fallen jedem von uns noch viele weitere Möglichkeiten ein, ein umweltbewussteres Leben zu führen.

Doch das allein reicht nicht aus. Wir müssen die Politiker*innen der EU zum Handeln bewegen, damit sie die Pariser-Klimaziele einhalten und entsprechende Regelungen für eine lebenswerte Zukunft erlassen. Neben Demonstrationen wie die heute, können wir auf die Politik Einfluss nehmen. Durch unsere Stimme bei den kommenden Europawahlen. Am 09. Juni können wir der Politik zeigen in welche Richtung wir als junge Generation wollen. Zum ersten Mal in der Geschichte, dürfen über eine Million Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren über ihre Zukunft mitentscheiden. Dies betrifft mit Sicherheit auch einige von euch. Meine Mutter hat mir beigebracht: „Wählen zu gehen ist ein Recht, aber auch eine Pflicht“ und um diese Pflicht verantwortungsvoll zu erfüllen, ist es wichtig sich zu informieren. Darum fordere ich euch alle auf, besonders diejenigen die schon wählen dürfen, euch zu informieren. 

Welche Parteien kümmern sich wirklich um unsere Zukunft!? Welche Parteien setzten sich für eine lebenswerte Zukunft mit ausschließlich erneuerbaren Energien ein!? Welche Parteien wollen uns, Kindern und Jugendlichen, unsere Zukunft zurückgeben!?Wenn ihr selbst noch nicht wählen dürft, redet mit euren Eltern, Großeltern, älteren Geschwister, Onkel und Tanten über das Thema und bittet sie für eine lebenswerte Zukunft zu stimmen. Unsere Zukunft gehört uns! Es ist unsere Aufgabe, sie zurückzubekommen und zu bewahren. Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen. Für uns und für alle kommenden Generationen. 

Vielen Dank, dass ich hier reden durfte und ihr mir zugehört habt!“ -Finja Janicki

„Der Kapitalismus entstand maßgeblich auf dem Rücken von Kolonien, Arbeiter*innen, Frauen und weiteren unterdrückten Geschlechtern und der Natur. Es herrscht durch ihn die Mentalität, dass der Mensch die Natur unbegrenzt ausbeuten und in seinen Dienst stellen kann und es sogar sollte. Auf diesem Verständnis hat sich das heutige Wirtschaftssystem entwickelt. Wenn wir uns also heute organisieren, um unsere Lebensräume und Zukunft zu schützen, müssen wir uns in erster Linie von diesem Verständnis abwenden, welches die Natur als das tote, unvernünftige, unterworfene, auszubeutende Andere betrachtet. In letzter Konsequenz bedeutet dies ein Bruch mit dem Kapitalismus.
In letzter Konsequenz, weil klar ist, dass der Kapitalismus uns momentan noch überall und zu jeder Zeit umgibt, ob wir nun von ihm profitieren oder von ihm ausgebeutet werden. Ein aufrichtiger, organisierter Kampf gegen den Klimawandel muss aus diesem Grund schrittweise im Hier und Jetzt eine Alternative realisieren, um unabhängig zu bleiben. Denn ohne einen Bruch mit dem Kapitalismus wird dieser uns immer wieder in Irrwege führen, die am eigentlichen Kampf vorbeiführen. Wie sehen solche Irrwege konkret aus? Das immer größere Umweltbewusstsein in der Gesellschaft in den letzten Jahren erzeugt Druck- in der Politik wie in der Wirtschaft. Viele Unternehmen passen sich dieser Situation an und werfen z. B. Waren auf den Markt, die (oft nur vermeintlich) ökologischer sind und darauf abzielen, das Gewissen des Konsumenten zu beruhigen. Die wenigsten Unternehmen haben tatsächlich ökologische Ansätze, sie führen einen lediglich in die Lüge vom ethischen und ökologischen Konsum. Es gibt aber mindestens drei Haken: Weder kann eine Ausbeutung von Arbeiter*innen ausgeschlossen werden, noch eine immer noch vorhandene Ausbeutung der Erde. Drittens wird oft das konsumierende, gierige Verhalten im Gesamten nicht hinterfragt: Hier schließen sich viele dem Mainstream an, endlos auf der Suche nach neuen Geschmacksfusionen und exotischen Rezepten, ohne dabei die Ressourcen der Natur zu respektieren. Das führt uns zurück zu der Annahme, die Natur sei zerstückelt und leblos. Solange wir uns im Rahmen der herrschenden Verhältnisse bewegen wollen, bleiben auch unsere kämpferischen Ansätze getrennt voneinander. Z.B. mit einer veganen Lebensweise sucht man sich seinen kleinen Teil heraus, ignoriert aber oft die restlichen Kämpfe. Aus diesem Grund gilt es, einen ganzheitlichen Kampf auf der Basis einer neuen Beziehung zur Erde zu entwickeln.
Es muss ein Verständnis entwickelt werden, in welchem Menschen als Teil der Erde gelten, und nicht als rationale Herrscher über sie. Vor allem in Großstädten gibt es die Realität, dass die Natur als etwas externes gesehen wird, dessen Anwesenheit man bewusst irgendwo suchen muss. Wir müssen ein Stück Natur finden, um uns mit ihr eins zu fühlen. Wir müssen uns bewusst auf den Weg zu einem Park, einem Wald, einem Fluss, einem Meer machen, was sich für viele Stadtmenschen immer gezwungen anfühlt und ihnen bewusst macht, wie oft dieses Gefühl ihnen fehlt. Es macht ihnen ihre Entfremdung bewusst. Beispielsweise gehen wir in einen Wald, und haben oft keine Ahnung, welche Pilze und Pflanzen essbar sind. Wir wissen nichts darüber, wie die verschiedenen Bäume im Wald unter der Erde kommunizieren. Wir wissen nicht, welche Insekten, Vögel und Säugetiere hier ihren Lebensraum haben, wie ihre Beziehungen untereinander und ihr Verhältnis zu uns ist. Darüber zu lernen, wird zu einem wissenschaftlichen Privileg, wo es nicht selten zum Nachteil der Natur genutzt wird.Auch sonst fehlt uns oft grundlegendes Wissen über Prozesse und Organismen der Erde. Dieses Wissen muss immer erst gesucht und recherchiert werden. Wenn uns dieses Wissen als Gesellschaft fehlt, führt es uns zur ständigen Abhängigkeit. In diesem Sinne können wir sagen, dass selbstständige Gesellschaften immer welche sind, in denen das grundlegende Wissen, welches wir zum Leben brauchen, gemeinschaftlich ist. Eine Gesellschaft, die über die notwendigen praktischen Mittel und Erfahrungen verfügt, ist in der Lage, sich selbst zu erhalten und zu versorgen.
Eine Gesellschaft auf der Basis von Selbstversorgung und radikaler Demokratie bildet den Rahmen für ein Leben, in welchem die Natur nicht Herrschenden und Reichen überlassen und ausgebeutet, sondern respektiert und geachtet wird. In der Wurzel eines ökologischen Aktivismus liegt eine andere Beziehung zur Erde, ihrer Lebewesen, ihres Wassers und ihrer Luft; eine Beziehung, die die Ressourcen der Natur mit Respekt behandelt. Auf praktischer Ebene bedeutet das, gegen den Kapitalismus zu kämpfen, welcher schon immer auf Umweltzerstörung und Ausbeutung beruht hat, und eine Alternative zu erschaffen, die die Gemeinschaften der Welt auf den Weg zu einem selbst verwalteten und selbstversorgenden Leben führt. Gegen die Krisen unserer Zeit müssen wir eine Perspektive und eine Realität für kommende Generationen aufbauen. Eine Perspektive die alle und alles auf dieser Welt gemeinsam wahrnimmt. Diese Perspektiven werden in Teilen dieser Welt schon verwirklicht, ob von der zapatistischen Bewegung oder der kurdischen Freiheitsbewegung. Wir müssen ihre Kämpfe als unsere verstehen, denn der Kampf für eine befreite Gesellschaft, eine befreite Natur, eine befreite Welt ist und bleibt international.“ -Defend Kurdistan